31 Mai 2008

Projektionen [1]: Katharina

Die jungfräuliche Königstochter Katharina, später eine der drei weiblichen unter den vierzehn Nothelfern, starb, weil sie die besseren Argumente auf ihrer Seite hatte. In einer öffentlichen Diskussion mit den fünfzig besten kaiserlichen Philosophen konnte sie nicht nur nicht widerlegt werden, sie vermochte auch ihre Diskutanten geschlossen zum Christentum zu bekehren. Kaiser Maxentius schickte seine Philosophen auf den Scheiterhaufen und Katharina unters Rad. Unter himmlischem Eingriff zerbrach das Rad, sie wurde stattdessen enthauptet, und aus ihren Wunden floss Milch statt Blut.

Das ist die Legende.

Die historische Katharina hieß Hypatia, war Heidin, Professorin für platonische Philosophie am Museion von Alexandria, und berühmt für ihre Schönheit, ihren Scharfsinn, ihre Tugend. Im Jahre 415 wurde sie von fanatischen Christen gelyncht.

"Auf dem Wege zur Akademie, an der sie lehrte, lauerte ihr eine Bande Mönche auf. Sie zerrten sie aus ihrem Wagen in eine Kirche und rissen ihr die Kleider vom Leib. Dann kratzten sie ihr mit Austermuscheln das Fleisch von den Knochen und verbrannten, was übrig blieb. All dies geschah auf Befehl des heiligen Kyrillos, des Patriarchen von Alexandria. Mit Hilfe wohlplatzierter Geschenke an die zivilen Behörden erreichten Kyrillos und seine Mönche, daß die offizielle Untersuchung zur Ermittlung der Mörder Hypatias eingestellt wurde."

Keine Kommentare: